Management beim Corporate Learning im Fokus
Karlsruhe, Juni 2025 - KI hin oder her - letztlich gibt es bei erfolgreicher Weiterbildung und beim digitalen Lernen mindestens zwei Dinge zu beachten: den Faktor Mensch und gute Prozesse. Genau das führt zum Schlüsselwort "Effizienz", welches unter anderem auf der LEARNTEC 2025 diskutiert wurde und im Dialog mit Dr. Hartwig Holzapfel, Mitglied der Geschäftsleitung der Karlsruher time4you.
Was braucht der Markt für digitales Lernen?
Dr. Hartwig Holzapfel: Trotz der wirtschaftlich herausfordernden Zeiten nimmt Weiterbildung in den Organisationen weiterhin einen Schlüsselrolle ein, um Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten und den Technologiestandort Deutschland zu stärken.
Das bedeutet auch: Effiziente Lösungen für digitales Lernen werden immer benötigt. In unterschiedlichen Ausprägungen von Einzelbereichen bis hin zum gesamten Unternehmen. Das Stichwort Effizienz ist dabei einer der am häufigsten genannten Aspekte bei den Kunden, bei gleichzeitig sehr umfangreichen und individuell gestaltbarem Lernangebot. Natürlich haben sich hier viele und gut adaptierbare KI-Lösungen z.B. für die Erstellung von Lerninhalten etablieren können, aber damit sind die Prozesse bei den komplexen Aufgaben nicht automatisch abgedeckt.
In Ihrem Vortrag in Karlsruhe verwiesen Sie auf das Chaosprinzip?
Dr. Hartwig Holzapfel: Genau, es gibt sicherlich kaum jemanden, der in seinem Weiterbildungsvorhaben nicht mindestens einmal erlebt hat, dass das Projekt nicht an den Punkt gelangte, wo es in Theorie und Planung eigentlich hin sollte.
Eine Studie, der sogenannte Chaos Report aus dem Jahr 2020, zeigt auf: Nur 31 Prozent der IT-Projekte gelten als erfolgreich, 19 Prozent scheitern vollständig. Die restlichen 50 Prozent erreichen ihre Ziele nur teilweise – oft mit Abweichungen in Zeit, Budget oder Funktionsumfang. Eine weitere Untersuchung, die Success-Studie des Bundesministeriums für Gesundheit und Forschung, kam zu dem Ergebnis, dass nur acht Prozent der Projekte komplett scheitern.
Allerdings wiesen 45 Prozent teils gravierende Abweichungen auf. Diese Zahlen bestätigen ein Gefühl, das so viele aus der Praxis kennen: ELearning-Projekte sind sehr komplex. Mit dem richtigen Vorgehen sind sie aber gut zu bewältigen.
Was wären die wichtigsten Schritte um mehr Effizienz und Struktur abzusichern?
Dr. Hartwig Holzapfel: Typischerweise durchläuft ein Projekt fünf Phasen: Initialisierung, Planung, Umsetzung, Überwachung/Steuerung und den Abschluss. In jeder dieser Phasen lauern Risiken.
Zum Beispiel:
- In der Initialisierung: unklare Ziele, unbeteiligte Stakeholder (z. B. Datenschutz, Einbindung des Betriebsrats)
- In der Planung: zu optimistische Zeit- und Kostenplanung, übersehene Schnittstellen
- In der Umsetzung: Kommunikationsprobleme, Ressourcenengpässe
- In der Steuerung: fehlendes Controlling, späte Reaktionen auf Störungen
- Im Abschluss: mangelnde Nachbereitung oder kein erkennbarer Nutzen
Welcher Phase sollte man besondere Aufmerksamkeit schenken?
Dr. Hartwig Holzapfel: Ein Großteil der Fehler entsteht bereits ganz zu Beginn. Die meisten Studien zeigen auf, dass etwa 75 Prozent der Probleme in der Initialisierungs- und Definitionsphase entstehen – auch wenn sie sich oft erst später bemerkbar machen.
Fazit: egal, ob IT-lastig, wie bei der Einführung einer eLearning-Plattform oder dem Aufbau einer Online Academy, content-lastig, wie bei der Entwicklung eines digitalen Weiterbildungsprogramms, der Digitalisierung von Präsenztrainings oder dem Aufbau einer interaktiven Lernbibliothek, oder strategisch - immer sind die Zielvorgaben essenziell – und diese Ziele sollten unbedingt SMART aufgestellt sein.