Apps für Handwerker

Meisterschüler mögen mobiles Lernen

Bad Wörishofen, Februar 2011 - (von Prem Lata Gupta) Wer dauernd am Schreibtisch sitzt, ist möglicherweise weniger auf Apps angewiesen als Berufsgruppen, die per se viel unterwegs sind. Zum Beispiel Handwerker. Es sei ein Trugschluss, Lernen mit digitalen Medien nur im akademischen Bereich zu verorten, betont Achim Sacher, stellvertretender Verlagsleiter des Buchverlags von Holzmann Medien. Das Medienhaus bietet seit September 2010 sechs sogenannte "MeisterApps" für das iPhone, iPod touch und iPad. Erste Bestandsaufnahme nach nur wenigen Monaten: "Mit diesem Zuspruch hätten wir nicht gerechnet."



Achim Sacher: Sie ist größer, als der Laie vermutet, speziell bei der jüngeren Generation. Seit vielen Jahren schon haben wir eine CD-ROM im Programm, die gewerkübergreifend auf Teil III und IV der Meisterprüfung vorbereitet. Dabei geht es um betriebswirtschaftliche und rechtliche Kenntnisse sowie berufs- und arbeitspädagogisches Wissen. Als nächstes haben wir die Inhalte als webbasiertes Training ins Netz gestellt. Aber nun wollten wir im Zeitalter der Smartphones die Meisterschüler unabhängig von Ort und Zeit lernen lassen. Das war ein logischer Schritt.

Wie groß ist denn da die Zielgruppe? Lohnt sich das?

Achim Sacher: Wir haben es bundesweit jedes Jahr mit knapp 22.000 Meisterschüler unterschiedlichster Gewerke zu tun. Außerdem war das kein Schuss in Blaue, sondern wir haben auch ein Stück Marktforschung betrieben. Wir wollten vorab wissen, ob Interesse an App-basiertem Lernen besteht.

Und was ist dabei herausgekommen?

Achim Sacher: Befragt wurden Handwerkskammern und die Meisterschüler selbst. Gerade bei letzteren war über die Hälfte der Befragten von dieser Idee sehr angetan.

Wie haben Sie das Projekt umgesetzt? Ist es nicht aufwändig, Lehrmaterialien als mobilen Content bereitzustellen?

Achim Sacher: Wir mussten nicht bei Null anfangen. Basis ist zwar die Handwerker-Fibel, ein dreibändiges Standardwerk, das dieses Jahr bereits in der 50. Auflage gedruckt vorliegt. Darüber hinaus hatten wir ja auch bereits digitale Lehrinhalte durch das webbasierte Training. Jede von unseren bereits verfügbaren Apps besteht aus 25 bis 100 Fragen. Zu jeder Frage gibt es drei Antworten, von denen nur eine richtig ist. Und der Übende bekommt zum Schluss ein Ergebnis, wie viele Fragen er richtig beantwortet hat. Ebenfalls nicht uninteressant: die Inhalte der einzelnen Apps können auch in einem Modus "Zwei Spieler (Übende)" trainiert werden. Da steckt als Gedanke hinter, dass Kollegen in einen spielerischen Wettbewerb treten können.

Wie kommuniziert man diese Möglichkeit, sich mobil auf die Meisterprüfung vorzubereiten? Der potenzielle Kunden muss schließlich von diesem Angebot erfahren...

Achim Sacher: Speziell anfangs haben wir so viele Kanäle wie möglich genutzt: Interessierte können sich in unserem Medienshop über das Angebot und die Inhalte der MeisterApps informieren. Aber natürlich haben wir auch Anzeigen geschaltet, einen Flyer verfasst, Fachredaktionen angeschrieben, die Handwerkskammern über unsere neuen Lerninhalte informiert und Verlinkungen zum iTunes-Store geschaffen. Dort können letztendlich die MeisterApps auch käuflich erworben werden.

Wie ist die erste Resonanz?

Achim Sacher: Noch viel besser als erwartet. Das macht Mut für die nächsten Schritte. Wir wollen im Laufe noch dieses Jahres die Apps auch für andere Betriebssysteme wie etwa Android anbieten - unter anderem weil wir gezielt danach gefragt worden sind. Aber wir arbeiten zusätzlich an neuen, gewerkspezifischen Inhalten, aktuell für Bodenleger und Gebäudereiniger etwa.


Wir haben nämlich nicht nur die Weiterbildung im Fokus, sondern wollen künftig Informationen als Apps vorhalten, die der Handwerker vor Ort beim Kunden abruft: So kann er dessen Fragen sofort beantworten und auf diese Weise einen besseren Service bieten. In den Apps für Handwerker steckt noch viel Potenzial.