Unsicherheiten trüben wirtschaftliche Stimmung
Bonn, November 2025 - Das Wirtschaftsklima der Weiterbildungsbranche stellte sich im Jahr 2024 verhalten dar. Neben der schwachen gesamtkonjunkturellen Lage in Deutschland konfrontierte insbesondere die rechtliche Infragestellung der bisherigen Beschäftigungspraxis von Honorarkräften die Anbieter mit finanziellen Unwägbarkeiten. Dies zeigen Analysen der wbmonitor-Umfrage 2024 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. (DIE).
2024 lag der wbmonitor-Klimawert für alle Weiterbildungsanbieter auf einer Skala von -100 bis +100 bei insgesamt +13, neun Punkte unter dem Vorjahreswert. Wie verunsichert die Weiterbildungsbranche ist, äußert sich daran, dass die Anbieter die aktuelle wirtschaftliche Lage im Herbst 2024 mit +22 moderat positiv bewerteten, die erwartete Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten aber mit nur +4 sehr zurückhaltend einschätzten.
In der geringen Zuversicht spiegeln sich neben der Gesamtkonjunktur vor allem auch Ungewissheiten hinsichtlich der zukünftigen branchenüblichen Beschäftigung von Honorardozenten und -dozentinnen. Infolge des sogenannten "Herrenberg-Urteils" des Bundessozialgerichts, das für die Sozialversicherungspflicht einer freiberuflichen Musikschullehrerin entschied, führten gesetzliche Träger auch bei Weiterbildungsanbietern Statusfeststellungverfahren von Beschäftigungsverhältnissen durch. Wurden Honorarbeschäftigungen als unrechtmäßig eingestuft, konnte dies für die Einrichtungen mit finanziellen Nachforderungen verbunden sein. Seit Beginn dieses Jahres gibt eine Übergangsregel ihnen bis Ende 2026 Zeit, ihre Beschäftigungsstrukturen und Arbeitsorganisationsmodelle an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
Unterscheidet man die Weiterbildungsanbieter nach ihrer Hauptfinanzierungsquelle, stellte sich die Wirtschaftsstimmung bei vor allem für betriebliche Kunden und Kundinnen tätigen Anbietern am besten dar. Mit +25 lag ihr Ergebnis über dem Gesamtwert (+13) und war auch unter den schwierigen Rahmenbedingungen positiv. Dies spricht für einen erhöhten Weiterbildungsbedarf von Unternehmen, die im Zuge verschiedener Transformationsprozesse die Qualifikationen ihrer Beschäftigten anpassen beziehungsweise weiterentwickeln müssen.
Demgegenüber war der Klimawert von Einrichtungen, die vor allem im Bereich der SGB-finanzierten Weiterbildung im Auftrag der Arbeitsagenturen und Jobcenter tätig sind, mit -7 am niedrigsten. Dass der Wert trotz eines gestiegenen Förderniveaus im Negativbereich liegt, hängt möglicherweise auch mit einer hohen Wettbewerbsintensität in diesem Segment zusammen.
Weitere Anbieter, die ihre Einnahmen vor allem von den Teilnehmenden selbst oder von staatlicher Seite (Kommune, Land, Bund) und der EU bezogen, schätzten ihre Wirtschaftsstimmung ähnlich (+11) beziehungsweise analog (+13) zum Gesamtergebnis ein. In diesen beiden Segmenten finden sich viele Volkshochschulen, die - so weitere Analysen im aktuellen BIBB-Datenreport - unter den verschiedenen Anbietertypen mit Abstand am meisten Honorarkräfte beschäftigten und insofern in besonderer Weise von der Herrenberg-Rechtsprechung betroffen waren.


