Für die Berufsschule

Die Suche nach innovativen Trainingsansätzen führt zum Planspiel

Tübingen, März 2010 - Im Rahmen der 5. Fachtagung "Professional E-Learning", die vom 16 bis 18. März 2010 im Rahmen der didacta stattfindet, sind beispielsweise eTrainingsformen im Handel ein besonderes Thema. Dr. Nils Högsdal von Tata Interactive stellt dazu das Planspiel SELL vor, das für die METRO Group entwickelt wurde. Im Vorfeld dieser Veranstaltung äußerte sich der Planspiel-Spezialist zu Fragen der aktuellen Entwicklung des Planspiel- und Simulations-Marktes.




Tata Interactive bietet im Rahmen der TopSim-Reihe eine Vielzahl themen- und branchenspezifischen Simulationen an. Wie speziell muss ein Sachverhalt in einer Simulation dargestellt sein, um zu einem relevanten Lernerfolg führen zu können?

Dr. Nils Högsdal: Vereinfacht lässt sich sagen, dass es für die Teilnehmer relevant sein muss und dass diese einen Bezug zwischen Lern- und Arbeitsumfeld herstellen können. Zu betrachten ist die Rolle, welcher der Lernende hat bzw. übernehmen soll. Das geht bei den Wert- und Mengenstrukturen los, betrifft Begrifflichkeiten und endet bei den Einflussmöglichkeiten.

Welche Themen lassen sich allgemeiner behandeln, welche benötigen einen spezialisierten Kontext?

Dr. Nils Högsdal: Ich denke, dass man zwischen Schlüsselqualifikationen und unternehmens- bzw. funktionsspezifischen Kompetenzen unterscheiden muss. Möchte man "Grundlagen des Projektmanagements" schulen, so lässt sich dies oft sehr gut mit einem allgemeingültigen Beispiel abdecken. Eine spannende, generische Fallstudie (z.B. der Aufbau einer Achterbahn) kann sogar von Vorteil sein, da man sich so auf die
Methoden konzentriert und sich nicht in Details verliert.


Anders sieht es aus, wenn man nicht allgemeingültige Kompetenzen, sondern auf spezielle Job- und Aufgabenprofile hin trainiert. Der Leiter einer Filiale einer Bank, eines Geschäfts im Lebensmitteleinzelhandels oder auch eines Autohauses sollten in der Simulation ein Abbild seiner Realität wiederfinden und mit seinen typischen Herausforderungen und Kennzahlen konfrontiert werden.

Wie groß ist die deutsche Nachfrage nach unternehmensspezifischen, also customizten Planspielen für Aus- und Weiterbildung? Oder sprechen wir eher über internationale Märkte?

Dr. Nils Högsdal: Die Zahlen sind schwer zu schätzen. Mit unserer Spezialisierung auf Planspiele und Simulationen gehören wir zu den zehn größten eLearning-Anbietern in Deutschland. Im Anglo-Amerikanisschen Raum gibt es einige Anbieter ähnlicher Größe, wobei unsere Stärke sicherlich die Einbindung in einer internationale Gruppe ist, welche es uns erlaubt, spezielle Lösungen anzubieten, welche sich für nur einen nationalen Markt alleine nicht rechnen würden. Wenn Sie die Anbieter von Brettplanspielen und auch den Umsatz von Bildungsträgern mitrechnen, welche z.T. unsere Planspiele für Trainingsangebote nutzen, dann reden wir über einen zweistelligen Millionenbereich.


Zudem darf man nicht vergessen, dass selten Planspiele gegeneinander konkurrieren, sondern die Methode Planspiel mit anderen Seminar- und Trainingsangeboten. Selten suchen Unternehmen ein Projektmanagement Planspiel, sondern in Wirklichkeit wünscht man sich einen innovativen Ansatz für Projektmanagement-Schulungen.

Ist in jüngster Zeit - seit dem Hype der so genannten Serious Games - ein Anstieg der Nachfrage zu verzeichnen? Existiert hier eine Wechselwirkung?

Dr. Nils Högsdal: Wir spüren insgesamt eine höhere Nachfrage nach interaktiven bzw. aktivierenden Lernmethoden. Dies ist ohnehin ein fließender Übergang: in Anlehnung an ein bekanntes Möbelhaus könnte man sagen: "Spielst Du noch oder lernst Du schon?"

Sie stellen im Rahmen der eLearning-Fachtagung auf der didacta 2010 das Planspiel SELL vor. Was ist das Spezielle an dieser neuen Tata-Produktion?

Dr. Nils Högsdal: Das Planspiel werde ich gemeinsam mit einem weiteren Projektpartner, Olaf Stieper von der METRO AG vorstellen. Dieses Planspiel wurde speziell für die beruflichen Schulen des Handels in NRW im Rahmen des Projektes "Berufsausbildung und Selbstständigkeit im Einzelhandel" entwickelt. Mich fasziniert besonders, dass Schüler statt klassischem Frontalunterricht selbst in einer (simulierten) Realität Verantwortung übernehmen können. Das Planspiel lässt sich gut in den Unterricht integrieren und gibt den Lernenden Zugang zu modernen Lernmethoden, welche vor zehn bis 15 Jahren auserwählten Führungskräften vorbehalten waren.