"Transpipe"-Verfahren

HPI erleichtert Produktion von Lern-Videos

Potsdam, Februar 2022 - Im Internet werden schon bald viele Lernvideos mit Untertiteln in mehreren Sprachen verfügbar sein. Diese Zuversicht haben Forscher des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI) geäußert. Sie entwickelten ein automatisiertes Verfahren, das es Anbietern von Onlinekursen erleichtert, den Lernvideos Untertitel in vielen Sprachen hinzuzufügen. Damit bekommen Online-Lernende in aller Welt Zugang zu wesentlich mehr Inhalten. Einen Prototyp stellten die HPI-Wissenschaftler der internationalen Fachöffentlichkeit auf einer virtuellen eLearning-Konferenz Mitte 2021 vor.

"Was in Videos gesprochen wird, lesbar zu machen und zu übersetzen, dafür gibt es bereits Dienste im Internet, die mit Künstlicher Intelligenz arbeiten. Aber im laufenden Lehrbetrieb sind bislang noch zu viele manuelle Arbeitsschritte nötig gewesen, um diese einzelnen Werkzeuge gemeinsam und effizient einzusetzen", berichtete HPI-Doktorand Joseph Bethge auf der Doppelkonferenz EMOOCs und Learning at Scale am HPI in Potsdam.

Das jetzt am HPI entwickelte "Transpipe"-Verfahren für das Anbieten mehrsprachiger Untertitel kombiniert laut Bethge vorhandene Werkzeuge für automatische Sprache-zu-Text-Konvertierung und Übersetzung in einem schlanken Prozess: "Zunächst werden die in einem Video gesprochenen Worte in geschriebenen Text umgewandelt. Danach erfolgt die Übersetzung in die gewünschte Zielsprache und die Untertitelung", erläuterte der Potsdamer Informatiker.

 

Untertitelung war bislang zu mühsam und zu umständlich

Weitere Vorteile der automatischen Transkription: Die Abschriften des gesprochenen Textes helfen, innerhalb eines Lernvideos zu navigieren und textlich besonders interessierende Stellen schnell zu finden. Zudem werden Suchmaschinen unterstützt, den Inhalt solcher Videos zu erfassen und zu indizieren. Online-Lernende können dadurch zu einem bestimmten Thema leicht die relevanten Lernvideos finden.
"Schließlich helfen Untertitel auch Personen, die gehörlos oder hörbehindert sind, den Kursen besser folgen zu können. Außerdem wird Nicht-Muttersprachlern Zugang zu Kursinhalten ermöglicht sowie Verständlichkeit geschaffen oder verbessert", betont Bethge. Bislang sei für die meisten Anbieter offener Onlinekurse das Verfahren der Untertitelung zu mühsam und zu umständlich gewesen. Deshalb verzichteten Lernplattformen oft ganz auf Untertitel, so Bethge. Anders bei der institutseigenen IT-Lernplattform openHPI: Hier sind Untertitel bislang schon nachträglich hinzugefügt worden.

 

Untertitel künftig einfacher und kostengünstiger zu produzieren

Nach den Worten des HPI-Wissenschaftlers fungiert Transpipe praktisch als eine Art "Pipeline", welche die vorhandenen Werkzeuge für Transkription und Übersetzung verbindet und integriert. Das helfe, die Untertitel künftig "mit geringerem Arbeitsaufwand und somit kostengünstiger zu produzieren", so Bethge. Der Arbeitsablauf sei einfach und könne auch mit geringem technischem Wissen beherrscht werden. Einsetzen wollen die Entwickler ihr neues Transpipe-Verfahren in einer ersten Beta-Testphase auf openHPI und auf OpenWHO, der Lernplattform der Weltgesundheitsorganisation. "Wir hoffen, dass wir mit dem Feedback unseren Prototyp noch verbessern und auf künftige Anforderungen ausrichten können", unterstrich der Potsdamer eLearning-Experte.