Was es für Sicherheit und Routine beim KI-Einsatz in Schulen braucht
Hamburg, November 2025 – Drei Jahre nach der Veröffentlichung von ChatGPT ist Künstliche Intelligenz (KI) im Schulalltag angekommen - aber noch längst nicht flächendeckend im Einsatz. Der fobizz KI-Report 2025 zeigt in einer Vergleichsstudie unter 2.481 Lehrkräften in Deutschland mit Daten des Deutschen Schulbarometer: Lehrkräfte, die sich praxisnah weiterbilden und Zugang zu einem integrierten Angebot aus Fortbildungen, KI-Tools und digitalen Unterrichtsmaterialien haben, nutzen KI fast viermal häufiger und fühlen sich dabei deutlich sicherer als der bundesweite Durchschnitt.
"Unsere Auswertung zeigt, dass ein ganzheitlicher Ansatz wichtiger ist als die bloße Technik", sagt Dr. Diana Knodel, Geschäftsführerin und Mitgründerin von fobizz. "Lehrkräfte wollen KI nutzen. Sie brauchen dafür Zeit, Gelegenheiten sowie passende Qualifizierungsangebote, Materialien und Tools, mit denen sie das Gelernte direkt anwenden können. Wenn all das zusammenkommt, wird KI zu einem selbstverständlichen Teil des Schulalltags."
KI erreicht den Unterricht – aber noch nicht alle Schulen
Während laut Schulbarometer 31 Prozent der Lehrkräfte bundesweit bislang keine KI-Tools im beruflichen Alltag genutzt haben, liegt dieser Anteil in der fobizz-Befragung bei nur 3 Prozent. Gleichzeitig nutzen 40 Prozent der fobizz-Lehrkräfte KI mindestens mehrmals pro Woche – im Bundesdurchschnitt sind es lediglich 11 Prozent. Tägliche KI-Nutzung kommt bei 11 Prozent der fobizz-Lehrkräfte vor, bundesweit liegt dieser Anteil bei nur bei 2 Prozent.
Sicherheit wächst mit Erfahrung
Das Sicherheitsgefühl unterscheidet sich deutlich zwischen beiden Gruppen: Zwei Drittel (66 Prozent) der fobizz-Lehrkräfte fühlen sich im Umgang mit KI sicher oder sehr sicher – im bundesweiten Durchschnitt sagen das nur 38 Prozent. Unter den Lehrkräften, die bei fobizz sowohl Fortbildungen als auch KI-Tools nutzen, liegt der Anteil der sicheren Lehrkräfte sogar bei 74 Prozent.
"Kompetenz wächst durch geübte Praxis und reflexive Begleitung", erklärt Prof. Dr. Sebastian Becker-Genschow, Leiter des Forschungsgebiets Digitale Bildung mit Schwerpunkt Künstliche Intelligenz an der Universität zu Köln. "Wenn Lehrkräfte Tools regelmäßig anwenden und gleichzeitig didaktisch begleitet werden, stärkt das ihre Selbstwirksamkeit – und damit auch die Unterrichtspraxis."
Ganzheitlicher Ansatz stärkt Sicherheit und Anwendung
Die Auswertung zeigt auch, dass Lehrkräfte am meisten profitieren, wenn Fortbildungen, KI-Tools und Unterrichtsmaterialien kombiniert werden. In dieser Gruppe fühlen sich 82 Prozent im Umgang mit KI sicher – der höchste Wert unter allen untersuchten Nutzendengruppen. Damit bestätigt sich: Praxisnahe Angebote, die Lernen, Anwenden und Vorbereiten verbinden, führen zu nachhaltiger Kompetenzentwicklung im Schulalltag.
Wofür Lehrkräfte KI nutzen
KI dient im Alltag vieler Lehrkräfte vor allem der Unterrichtsvorbereitung: 75 Prozent der fobizz-Nutzenden erstellen mit Hilfe von KI Unterrichtsmaterialien und Aufgaben (bundesweit 58 Prozent). Zudem nutzen 66 Prozent KI auch für die Unterrichtsplanung (bundesweit: 56 Prozent). Auffällig ist, dass Lehrkräfte, die fobizz KI-Tools nutzen, KI breiter einsetzen: 47 Prozent erstellen individualisierte Lernangebote (bundesweit: 28 Prozent), 44 Prozent Prüfungsfragen (bundesweit: 34 Prozent) und 38 Prozent nutzen KI für Kommunikationsaufgaben wie Elternbriefe (bundesweit: 29 Prozent). Damit zeigt sich: Wer sich im Umgang mit KI sicher fühlt, nutzt die Technologie nicht nur zur Entlastung, sondern auch zur Differenzierung und Förderung der Lernenden.
Unterschiede zwischen Schulformen
Die Auswertung zeigt deutliche Unterschiede zwischen Schulformen: An beruflichen Schulen, Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien setzen rund drei Viertel der Lehrkräfte KI regelmäßig ein, an Grund- und Förderschulen nur etwa 60 Prozent. Entsprechend schätzen sich Lehrkräfte an weiterführenden Schulen häufiger als sicher ein (rund 70 Prozent) als ihre Kolleg:innen an Grund- oder Förderschulen (rund 50 Prozent).
Diese Unterschiede hängen weniger mit Zurückhaltung als mit Rahmenbedingungen zusammen – etwa geringerer technischer Ausstattung oder fehlenden Konzepten für jüngere Zielgruppen. Damit deutet sich eine neue Form von Bildungsungleichheit an, eine mögliche „KI-Kluft“ zwischen Schulformen.
Große Bereitschaft zur Weiterbildung
Trotz wachsender Erfahrung besteht weiterhin großer Fortbildungsbedarf. Laut Schulbarometer wünschen sich 94 Prozent der Lehrkräfte in Deutschland Weiterbildung im Bereich KI. Besonders gefragt sind praxisnahe Angebote zur Unterrichtsgestaltung (54 Prozent), zur Förderung kritischen Denkens (52 Prozent) sowie zur Nutzung von KI für die Auswertung von Leistungen und Arbeiten der Schüler:innen (47 Prozent).
Auch die fobizz-Umfrage zeigt, dass viele Lehrkräfte sich vor allem fachspezifische Anwendungen wünschen – etwa für den Sprachunterricht oder für MINT-Fächer – und klare rechtliche Leitlinien fordern. Häufigster Engpass ist jedoch die Zeit: Fortbildungsmöglichkeiten fehlen oft im vollen Schulalltag.
Rahmenbedingungen entscheiden über den Erfolg
Der Vergleich von fobizz-Daten mit dem Schulbarometer zeigt, dass KI-Kompetenz vor allem durch Fortbildung und praktische Erfahrung von Lehrkräften gefördert wird. In Schulen, die solche Rahmenbedingungen bieten, wird KI in den Unterricht integriert.
Der Report hebt hervor, dass integrierte Unterstützungssysteme, bestehend aus Fortbildungen, Tools und Unterrichtsmaterialien, entscheidend sind. Dort, wo Lehrkräfte Zugang zu diesen Ökosystemen haben, wird KI nicht nur verwendet, sondern auch sinnvoll in der Pädagogik eingesetzt.


