forsa

Branchenmonitor Digitale Bildung in Deutschland

Berlin, November 2020 - Mit der Erhebung des "Branchenmonitors Digitale Bildung in Deutschland" liefert die forsa Politik- und Sozialforschung GmbH im Auftrag des Bundesverbandes der Fernstudienanbieter repräsentative Zahlen für den Fernstudienmarkt. In einer ersten Teiluntersuchung wurden 401 Unternehmen zur aktuellen Wirtschaftslage, den größten Herausforderungen und den Angeboten innerbetrieblicher Weiterbildung befragt. Die Ergebnisse: Vor allem die Suche nach qualifiziertem Personal stellt alle Branchen gleichermaßen vor Probleme. Digitale Bildungsangebote können helfen und spielen eine immer größer werdende Rolle.

Noch Anfang September dieses Jahres hatte die Bundesregierung für das kommende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 4,4 Prozent prognostiziert. Danach sieht es nun angesichts der aktuellen Corona-Entwicklungen nicht mehr aus. "Auch die von uns befragten Unternehmen blicken wenig positiv in die Zukunft", so Mirco Fretter, Präsident des Bundesverbandes der Fernstudienanbieter.
Demnach sind 57 Prozent aller Befragten der Ansicht, dass die Wirtschaft in Deutschland auf längere Zeit geschwächt bleiben wird. Das ergab eine aktuelle Teilstudie des "Branchenmonitors Digitale Bildung in Deutschland", eine Erhebung des Meinungsforschungsinstitutes forsa im Auftrag des Verbandes. Nach der Entwicklung des eigenen Unternehmens gefragt, rechnen ferner zwei Drittel der Unternehmen (64 %) infolge der aktuellen Corona-Krise für das laufende Geschäftsjahr mit moderatem (38 %) bzw. sogar starkem (26 %) Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr.

Ein wenig positiver auf die künftige wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland blickt jedoch die Dienstleistungsbranche. Hier gehen 46 Prozent der Befragten davon aus, dass sich die Wirtschaft des Landes nach der Corona-Pandemie weitestgehend wieder erholen wird.

Die größten Herausforderungen der nächsten Jahre

"Offen und ohne jede Vorgabe nach den größten Herausforderungen in den nächsten Jahren befragt, ist es jedoch nicht die Bewältigung der Corona-Pandemie, die Unternehmen maßgeblich beschäftigt", berichtet Fretter weiter, "sondern die Suche nach geeignetem Personal." 
Die Umfrage ergab: Jedes zweite Unternehmen in Deutschland beklagt einen Fachkräftemangel. Die Personalsuche stellt für Unternehmen vor, während und nach der Corona-Krise die größte Herausforderung dar. Erst auf Rang zwei und drei werden vor allem die Prozesse der Digitalisierung bzw. Automatisierung (21 %) und Kundengewinnung (12 %) als große Herausforderungen eingeschätzt.

Die Gewinnung von qualifizierten Fachkräften ist ein Thema, über das in Deutschland bereits seit längerem diskutiert wird. Das Spektrum an Qualifikationsbedarf ist entsprechend der Branchenvielfalt relativ groß: Die Unternehmen berichten von großem Bedarf in den Bereichen IT und Technik, im Handwerk und am Bau bzw. in der Reinigung, beim ärztlichen Dienst und beim Pflegedienst. Es fehlen Pädagogen, Facharbeiter und Ingenieure sowie Fachpersonal in Vertrieb, Verwaltung und Buchhaltung, Transport und Logistik, Produktion und Gewerbe.

Zielgerichtete und bedürfnisorientierte Fortbildungen wirken Fachkräftemangel entgegen

"Genau hier setzen die Mitglieder unseres Fachverbandes mit ihren digitalen Bildungsangeboten an", greift Mirco Fretter das Thema Fachkräftemangel auf. "Denn nur mit modernen und bedürfnisorientieren Bildungskonzepten kann es gelingen, dem qualifikatorischen Mismatch zwischen Arbeitskräftebedarf und Arbeitslosen entgegenzuwirken." 
Lernprozesse müssen agiler werden und dazu beitragen, die Beschäftigungsfähigkeit in einer sich ständig im Wandel befindlichen Arbeitswelt zu erhalten. All diesen Herausforderungen stellen sich Fernunterrichts-Anbieter schon seit Jahren erfolgreich und bieten Weiterbildungsmöglichkeiten, die sich der digitalen Arbeitswelt anpassen. Vor allem im sogenannten Firmenkundengeschäft werden fernunterrichtsbasierte Weiterbildungsmaßnahmen, speziell auf das Unternehmen zugeschnitten, erstellt, um den Weiterbildungsbedarf jedes einzelnen Mitarbeitenden passgenau decken zu können.
"Komplett zielgerichtet können so neue Fähigkeiten erlernt, Qualifikationen vermittelt und somit die berufliche Handlungsfähigkeit aufrechterhalten werden", ergänzt der Verbandspräsident. Somit sei Fernunterricht mit seinen digitalen Elementen die zukunftsorientierte Säule der Erwachsenbildung.

Auf einem guten Weg: innerbetriebliche Weiterbildung wird zunehmend digital

Fast alle befragten Unternehmen (95 %) unterstützen ihre Mitarbeiter bereits, wenn diese sich eigeninitiativ extern weiterbilden möchten. Am häufigsten tun sie dies, indem sie die Weiterbildung finanzieren oder sich zumindest an den Kosten beteiligen (94 %). Ein Großteil dieser Unternehmen (88 %) stellt seine Mitarbeiter für die externe Weiterbildung außerdem von der Arbeit frei und drei Viertel (74 %) unterstützen die Mitarbeiter, die sich eigenständig extern weiterbilden möchten, fachlich, z. B. durch feste Ansprechpartner in der Personalabteilung.

Fast alle Unternehmen (91 %) bieten ihren Mitarbeitenden darüber hinaus auch Angebote zur internen Fortbildung an und fast ebenso viele (89 %) verweisen eigenständig auf Angebote zur externen Fortbildung. Dass sie ihre Mitarbeitenden zu internen Schulungen verpflichten, geben noch fast drei Viertel der Befragten (72 %) an.

Mit Abstand am häufigsten (87 %) wird im Zuge der innerbetrieblichen Weiterbildung derzeit noch das klassische Präsenzlernen, also reines face-to-face-Lernen, z.B. in Form von Workshops, Seminaren, Lerngruppen oder Lernen am Arbeitsplatz angeboten. Jeweils etwa zwei Drittel der befragten Unternehmen bieten darüber hinaus aber auch Blended Learning (69 %) oder Online Learning (64 %) an. Dabei handelt es sich zum einen um medial, virtuell oder digital angereicherte Präsenzveranstaltungen, z.B. mit Web Based Trainings (WBTs), Webinaren oder Virtual Classrooms und zum anderen um die rein digitale Vermittlung von Lerninhalten ohne Präsenz, z.B. über MOOCs, MicroLearning, Learning Nuggets, CBTs/WBTs, Webinare oder VCR (Online Learning).

Die Ergebnisse des Branchenmonitors lassen jedoch einen Trend zur Digitalisierung in der innerbetrieblichen Weiterbildung erkennen. Für etwa jedes dritte befragte Unternehmen mit interner Weiterbildung (32 %) ist es schon heute vorstellbar, künftig Formen des Fernunterrichts bzw. Fernstudiums anzubieten und einzusetzen. Der Einsatz von Online Learning (26 %) und Blended Learning (23 %) ist für etwa jedes vierte dieser Unternehmen eine Option. Präsenzlernen ist nur noch vereinzelt als künftige Weiterbildungsform (9 %) vorstellbar.

Abschließend sollten die befragten Unternehmen vor dem Hintergrund der Corona-Krise den zukünftigen Einsatz von Distance Learning-Methoden bewerten. Das Ergebnis ist eindeutig: Eine große Mehrheit (71 %) glaubt, dass Distance Learning-Methoden in ihrem Unternehmen künftig häufiger eingesetzt werden als bisher.